Reportage & Interview | 28.12.2017

Die Siebträger-Champions

Fotostrecke Roberto Pampanin (links), Area Manager D-A-CH bei Astoria, und Marketingleiter Riccardo Comaron vor der verhüllten neuenMaschine Core600 / Foto: GW Verlag

Wenn es um Kaffeezubereitung geht, kommt man am italienischen Hersteller Astoria nicht vorbei. Das Unternehmen aus Susegana, Treviso, produziert seit 1969 vor allem Siebträgermaschinen. Beim Trendkompass-Werksbesuch sprachen wir mit Roberto Pampanin, Area Manager D-A-CH, über Kaffeemarkt und Kaffeekultur, Stückzahlen, Autobahnraststätten und getigerte Crema.

Wenn es um Kaffeezubereitung geht, kommt man am italienischen Hersteller Astoria nicht vorbei. Das Unternehmen aus Susegana, Treviso, produziert seit 1969 vor allem Siebträgermaschinen. Beim Trendkompass-Werksbesuch sprachen wir mit Roberto Pampanin, Area Manager D-A-CH, über Kaffeemarkt und Kaffeekultur, Stückzahlen, Autobahnraststätten und getigerte Crema.

Herr Pampanin, im Jahr 1969 gründete Nello Dal Tio die Astoria CMA Gruppe, die im Oktober 2012 offiziell von der Ryoma Holding Company in Mailand gekauft wurde. Wie fing alles an?   

Das Unternehmen beschäftigte sich anfangs mit landwirtschaftlichen Maschinen – einem Business, das sich jedoch nur auf den Sommer beschränkte. Der Zufall wollte, dass Signor Dal Tio bei der Suche nach günstigen Werkzeugen auf einer Auktion eine Partie Materialwaren erwarb. Darunter befanden sich auch kleine Heizkessel, Kupferrohre, Rahmen und Karosserien von Kaffeemaschinen. Dies leitete für das Unternehmen eine Wende ein, denn Kaffee ist in der Tat ein Produkt, das man das ganze Jahr über trinkt. Nach drei langen Nächten in der Werkstatt bereitete die erste komplett mechanische Kaffeemaschine mit Hebelsystem ihren ersten Espresso zu. Und dann gab es für uns keinen Halt mehr.   

Die Marke Astoria gab es zunächst als OEM-Ware. Erst 2011 entschied das Unternehmen, Astoria als eigenständige Marke zu lancieren. Heute sind Sie in 130 Ländern auf fünf Kontinenten präsent. Sie kennen die unterschiedliche Kaffeekultur in vielen Ländern – was sind deutsche Eigenarten?   

Deutschland hat eine eigene Kaffeekultur. In den Espresso gibt man hier 30 Milliliter Wasser statt 25 Milliliter wie in Italien. Vor 20 Jahren kannte man in Deutschland allenfalls schlechten Cappuccino mit Sahne. Der Durchbruch kam erst später. Der deutsche Markt ist heute sehr dynamisch, man hat viel Interesse am Produkt. Espresso, Cappuccino und Latte Macchiato wachsen heutzutage in jedem Jahr.

Welche Maschinen werden vor allem verwendet?   

In den Büros werden eher Vollautomaten genutzt, das ist kein Markt für Siebträgermaschinen. Obwohl es von Astoria auch das Modell Hybrid gibt, also einen Vollautomaten mit Siebträger. Viele Kunden in der Gastronomie benutzen jedoch ausschließlich Siebträgermaschinen – auch für Caffè Crema. Oft setzen sie dazu eine zweite Mühle für eine gröbere Mahlung ein. Wie muss die Crema sein, wie die Mahlung? Eine getigerte Crema ist das Nonplusultra. Und die Mahlung sollte die Körnung von Meersand haben. Wir befinden uns gerade im CMA-Stammwerk in Susegana.   

Wie produzieren Sie hier?   

Die Produktion läuft im Ein-Schicht-Betrieb. Wir haben vier Baustraßen, eine davon produziert Maschinen für Tchibo sowie Vollautomaten. Am Tag fertigen wir 160 bis 180 Maschinen; jede Maschine wird vier Stunden lang geprüft, ehe sie in den Versand geht. Das Unternehmen hat in eine neue Halle von 8.000 Quadratmetern für die Blechverarbeitung investiert. Wir produzieren etwa 38.000 Maschinen im Jahr, für 2017 streben wir eine Stückzahl von 40.000 Exemplaren an. Die potenzielle Kapazität ist jedoch deutlich höher.     

Wie ist Ihr Vertriebssystem speziell für den deutschen Markt strukturiert und welche Unterschiede ergeben sich zum italienischen Markt beziehungsweise dem anderer Länder?   

In Deutschland haben wir etwa 80 Servicepartner im Fachhandel. Die Maschinen werden für den deutschen Markt zu 90 Prozent durch den Händler verkauft. In Italien dagegen werden die Maschinen von Kaffeeröstern verkauft oder zur kostenlosen Nutzung an den Gastronomen gegeben.   

Welches Modell läuft am besten?   

Aus der Tradition heraus tragen einige Modelle Frauennamen nach den Töchtern der Familie, zum Beispiel Sonja, Greta und Sabrina. Das sind Modelle, die jeder kennt. In Deutschland wird das Modell Plus 4 You aus der Serie Green Line am meisten verkauft. Es machte 2016 über 90 Prozent der Verkäufe in Deutschland aus. In Italien kauft man eher Maschinen, die die Hälfte kosten. Mit einer Plus 4 You Champion hat Astoria übrigens drei Jahre lang die Latte Art Weltmeisterschaft gesponsert.   

Nachhaltigkeit spielt bei Ihren Produkten eine große Rolle: 2009 haben Sie die Serie Green Line in Ihr Sortiment eingeführt. Was ist Ihnen bei der Umsetzung besonders wichtig, worauf liegt Ihr Fokus?   

Der technische Pluspunkt der Kaffeemaschinen, die der „Green Line“-Philosophie folgen, ist sicherlich der isolierte Heizkessel. Die Leistung wird dank einer innovativen Software zur Steuerung des automatischen Standby-Systems in den Pausen, der Stromspar-Funktion in der Nacht und der intelligenten Temperatureinstellung nur dort und nur dann verteilt, wenn sie effektiv benötigt wird. Dadurch reduzieren wir den Verbrauch um bis zu 47,6 Prozent. Auch auf anderen Gebieten engagieren wir uns für Nachhaltigkeit: Wir sind unter anderem Partner von Slow Food.   

Die räumlichen Gegebenheiten für Kaffee- und Espressomaschinen unterscheiden sich in den unterschiedlichen Lokalen stark – nicht überall findet sich Platz für eine große Maschine mit umfangreichem Zubehör. Welche Lösungen haben Sie für Kunden, die auch auf kleinem Raum professionell Kaffee zubereiten möchten?   

Um auch beengten Platzverhältnissen gerecht zu werden und dabei nicht auf die Möglichkeit verzichten zu müssen, einen erstklassigen Kaffee zu servieren, gibt es kompaktere Kaffeemaschinen wie Greta, die sich besonders für die Lokale eignet, in denen der Kaffeeverbrauch nicht so stark ist, aber dennoch ein hochwertiges Produkt angeboten wird. Das Angebot für enge, aber sehr gut besuchte Lokale ist die kompakte Ausführung mit zwei Brühgruppen. Dafür haben wir neu die Core600 entwickelt, ein äußerst leistungsstarkes Modell, das sich in der kompakten Ausführung die räumlichen Vorteile der Ausführung mit einer Brühgruppe sowie die Vielseitigkeit und Nutzbarkeit des Modells mit zwei Brühgruppen zu eigen macht. Wir haben diese Maschine erstmals auf der Host 2017 in Mailand präsentiert. In Deutschland werden wir sie auf den Messen im Frühjahr vorstellen.   

Neben Ihren Kaffeemaschinen haben Sie auch Kaffeemühlen im Sortiment. Gibt es bei der Kombination dieser beiden Produkte etwas Besonderes zu beachten?   

Die Kombination Kaffeemaschine / Kaffeemühle ist sicherlich eine Frage des Verbrauchs, sowohl was die Typologie des Modells als auch die Ausführung anbelangt. Gewöhnlich gilt: Je größer und technologischer die Kaffeemühle ist, desto schneller wird sie den Anforderungen des Kunden gerecht.   

Bieten Sie für Fachhändler oder Gastronomen spezielle Schulungen oder andere Weiterbildungsmaßnahmen an, damit diese immer optimal auf Ihre Produkte eingestellt sind?   

Sicher, jeder Händler bekommt fortlaufend Unterstützung, sowohl im geschäftlichen Bereich als auch und vor allem im Hinblick auf die Technik. In regelmäßigen Abständen finden bei Astoria und in den Labors der Händler Aus- und Fortbildungskurse statt. Wir sind der Ansicht: Jeder Verkäufer unserer Produkte sollte einmal ins Werk nach Italien kommen, um sich vor Ort zu informieren.   

Was hat der Fachhandel ansonsten im Umgang mit Astoria-Maschinen zu beachten?   

Sie müssen wissen: Kaffeemaschinen sind kompliziert zu reparieren. Sie sollten deshalb regelmäßig gewartet werden. Großkunden achten sehr darauf, dass etwa alle sechs Monate gewartet wird. Denken Sie nur an extrem beanspruchte Geräte wie etwa die Kaffeemaschinen bei unserem Kunden der Autobahn Tank & Rast GmbH, dem Franchisegeber der Autobahnraststätten. Solche Kunden erwarten in Notfällen eine schnelle Bearbeitung des Fachhändlers.       

Die erste Espressomaschine wurde in Italien hergestellt und 1902 vom Mailänder Ingenieur Giuseppe Bezzera patentiert. Gerade der italienische Espresso wird in der ganzen Welt getrunken und geschätzt. Wenn Sie in die Zukunft blicken, wie sehen Sie die weitere Entwicklung des Marktes?   

Die Marktentwicklung führt uns sicherlich dahin, bedienungs- und wartungsfreundliche Kaffeemaschinen zu haben; durch den konstanten Bedarf an umweltfreundlichen Produkten blicken wir immer mehr auf ökologischere Materialien und ihre Behandlung wird in der Tat noch stärker auf Umweltaspekte ausgerichtet sein.   

Astoria ist eines der Gründungsmitglieder des 1998 ins Leben gerufenen Instituto Nazionale Espresso Italiano (INEI), das aktuell 39 Mitgliedsfirmen zählt. Welche Ziele haben Sie sich gesetzt und wie setzen Sie diese um?

Dabei zielt man sicherlich darauf, die Kultur des italienischen Espresso näherzubringen und die Baristas aus aller Welt die Zubereitung eines Espresso zu lehren. Und zwar unter Beachtung des Diktats der Italianità und Perfektion, das dieses Getränk in Italien und auf der Welt so auszeichnet.   

Zum Schluss: Welche Kniffe bei der Kaffeezubereitung sollten professionelle Anwender beherrschen?

Der Barista sollte sich an die 25-30-Regel halten, also den Espresso in 25 Sekunden mit 30 Milliliter Wasser zubereiten. Selbstverständlich muss der Kaffee frisch gemahlen sein, denn schon nach zehn Minuten gehen bis zu 60 Prozent der flüchtigen Aromastoffe verloren. In die Tasse gehören 7,4 Gramm Kaffee. Was ich in einer Cafeteria gar nicht sehen mag: dass die Tassen umgedreht auf der Maschine stehen. Die Tassen auf der Maschine sollen aufrecht stehen, nicht umgedreht. Der Kaffee soll heiß sein, man soll sich nicht am Tassenrand die Lippen verbrennen!     

FACTS 

  • Astoria / CMA Macchine per Caffè stellt Siebträgermaschinen, Kaffeevollautomaten und Hybridautomaten her
  • Firmensitz ist Susegana bei Conegliano in Oberitalien
  • Das Unternehmen wurde 1969 von Nello Dal Tio gegründet und gehört seit Oktober 2012  zur Beteiligungs-Holding Ryoma
  • Astoria ist in 130 Ländern präsent
  • In Deutschland arbeitet man mit 80 Servicepartnern im Fachhandel zusammen
  • Das Unternehmen versteht sich als Botschafter original italienischer Kaffeekultur und schult Baristas und Fachhändler entsprechend 
  • Mit „Green Line“ bietet Astoria ein flexibles  Energiesparsystem an 
  • Erfolgreichstes Modell in Deutschland ist die Plus 4 You aus der Serie Green Line

www.astoria.com/de/

Das Interview erschien im Trendkompass 12-2017


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