Reportage & Interview | 05.03.2020

„Mit unseren Partnern zusammen wachsen“

Fotostrecke Liebherr Wein Kühlschrank BlackLine Neben den klassischen Kühl- und Gefriergeräten für das Gastgewerbe umfasst das Portfolio von Liebherr in diesem Segment auch Lösungen für Getränke, zum Beispiel die neue BlackLine / Foto: Liebherr

Liebherr ist in aller Welt ein Name. Das Unternehmen umfasst verschiedene Geschäftsfelder, darunter Kühllösungen für den gewerblichen Einsatz. Rainer Gutekunst, Verkaufsleiter Gastro-/Laborgerätehandel, sprach mit der Redaktion des Trendkompass über die neuesten Entwicklungen und die Zusammenarbeit mit dem Fachhandel.

Herr Gutekunst, Liebherr ist in mehreren Geschäftsfeldern aktiv und besonders bekannt für seine Kräne und Baumaschinen. Wie hat sich die Sparte der Kühltechnik entwickelt?

Liebherr gestaltet den technologischen Fortschritt in vielen Branchen. Die elf Sparten und das breite Produktprogramm stehen für jahrzehntelange Erfahrung und ausgeprägtes Expertenwissen. Der Austausch zwischen den Geschäftsfeldern fördert innovative Ideen und branchenübergreifende Entwicklungen. Im Jahr 1953 wurde Hans Liebherr angesprochen, ob er Interesse an einer in Konkurs gegangenen Kühlschrankfabrik habe. Nach reichlichen Überlegungen stieg er in das Geschäft „Kühlen und Gefrieren“ ein. Doch er übernahm nicht die ihm angebotene Fabrik, sondern baute einen eigenen Fertigungsstandort in Ochsenhausen auf. Dass Hans Liebherr in diesem Bereich tätig wurde, dürfte wohl auch der Tatsache geschuldet sein, dass damals in der „Wirtschaftswunderzeit“ nur zehn Prozent der bundesdeutschen Haushalte einen elektrischen Kühlschrank ihr Eigen nannten. Eine gute Marktsituation also, um mit der Entwicklung, Herstellung und ständigen Verbesserung von Qualitätsprodukten zu beginnen. Inzwischen währt der Erfolg unserer Kühl- und Gefriergeräte mehr als 65 Jahre! Die Sparte Hausgeräte hat fünf Produktionsstandorte, an denen produziert wird. Dies sind: Ochsenhausen (Deutschland), Lienz (Österreich), Marica (Bulgarien), Kluang (Malaysia) und Aurangabad (Indien), wo unser neuestes Werk steht, das 2018 eröffnet wurde.

Welche Kühllösungen bietet Ihr Unternehmen dem Markt?

Wir entwickeln und produzieren Kühl- und Gefriergeräte für unterschiedlichste Kundenbedürfnisse. Das Produktportfolio erstreckt sich von der Kühl- und Gefrierkombination über die klassische Tiefkühltruhe bis hin zu den modernsten Einbaugeräten. Zudem bieten wir auch für Wein- und Zigarrenliebhaber die entsprechenden Geräte. Neben dem umfangreichen Sortiment an Kühl- und Gefriergeräten für den privaten Gebrauch umfasst unser Produktprogramm auch Modelle für den professionellen Einsatz. Ob für Bäckereien und Konditoreien, Labore, den Lebensmittelhandel, die Getränke- und Tiefkühlindustrie oder das Gastgewerbe – Kühl- und Gefriergeräte von Liebherr bieten für jede individuelle Lageranforderungen die passende Lösung. Und im Rahmen unserer Active Green Aktivitätenwurde schon 1993 auf FCKW- und FKW-freie Kältemittel umgestellt. Die Ergänzung der Produktportfolios mit Geräten für den gewerblichen Einsatz war eine strategisch bedeutsame Ergänzung und das Expertenwissen aus dem Haushaltssektor bietet viele Vorteile. Unsere Innovationskraft, die Themen Energieeffizienz und umweltfreundliche Kältemittel konnten wir auch schon beim ProCold Wettbewerb eindrucksvoll unter Beweis stellen.

In welchem Gastgewerbesegment ist Liebherr in Deutschland verstärkt vertreten?

Wir sind bei allen Zielgruppen sehr erfolgreich tätig – ob in der Hotellerie und Gastronomie oder in der Gemeinschaftsverpflegung. Unsere Produkte bieten für jeden Einsatzzweck und auch jedes Umfeld die entsprechende Lösung und Qualität, um die speziellen Anforderungen jeden Tag aufs Neue zu erfüllen.

Wären auch Schockfroster / Schnellkühler eine sinnvolle Ergänzung zu Ihrem aktuellen Angebot? Gibt es diesbezüglich Überlegungen?

Sicherlich sind dies Produkte, die in unsere Range passen und eine sinnvolle Ergänzung des bestehenden Programms darstellen würden. Überlegungen zum Ausbau unseres Portfolios gibt es ständig und in alle Richtungen. Als Spezialist für Kühlen und Gefrieren beschäftigen wir uns neben dieser sinnvollen Ergänzung auch mit Kühltischen, die es unseren Kundennoch leichter machen, mit der gewohnten Liebherr-Qualität ihrer Profession nachzugehen. Als internationales Unternehmen betrachten wir den globalen Markt und erhalten entsprechendes Feedback von den Kollegen zu neuen Anforderungen aus den einzelnen Ländermärkten.

Mit dem MyStyle-Online-Konfigurator haben Sie ein Tool, mit dem Ihre Kunden das Kühlgerät individuell konzipieren können. Sind solche Individualisierungswünsche heutzutage mehr gefragt?

Im Fokus steht immer der Mehrwert für unsere Kunden. Gerade auch für kleine Losgrößen ist der Konfigurator perfekt geeignet, um Geräte im eigenen Branding zu gestalten. Wir gehen davon aus, dass zukünftig noch mehr Kunden ihr Design oder CI als Markenbotschafter nutzen. Und auf eben diese individuelle Kundenanforderung reagieren wir mit dem MyStyle-Konfigurator.

Im Jahr 2019 sind Sie auf der Internorga erstmals mit einem neuen Standkonzept aufgetreten, von deutlich gestiegenen Besucherzahlen war nach der Messe zu lesen. Wie sprechen Sie Fachbesucher auf Messen an, wie sieht dieses Standkonzept aus?

Der Erfolg von Messeauftritten wird natürlich stark beeinflusst von den Besucherzahlen. So konnten wir im letzten Jahr wertvolle neue Kontakte knüpfen, in bestehende intensivieren und auch bei einigen Fachbesuchern mehr ins Blickfeld rücken. Es ist immer wichtig, ein durchgängiges Konzept, ansprechendes Standdesign, aktuelle Themen und Botschaften perfekt aufeinander abzustimmen und mit innovativen Produkten zu ergänzen.

Wie ist Ihr Vertrieb strukturiert? Müssen Fachhändler in Deutschland spezielle Anforderungen erfüllen, um Ihr Partner zu werden beziehungsweise zu sein?

Wir haben uns schon immer gut am Markt positioniert und arbeiten ausschließlich mit dem Fachhandel seit vielen Jahren sehr gut und partnerschaftlich zusammen. Eine Selektion der Fachhändler erfolgt nur in dem Sinne, dass sie als Gastrohändler tätig sein müssen. Wir freuen uns über jeden, der mit uns als Partner vertrauensvoll und konstruktiv zusammenarbeiten möchte.

Was bieten Sie diesen Partnern? Unterstützen Sie sie beispielsweise auch bei der Planung von Konzepten hinsichtlich Kühlung? Auf welche Services können Endkunden wie Gastronomen, Hoteliers und Betreiber von Gemeinschaftsverpflegungen zurückgreifen?

Wir unterstützen und stärken unsere Fachhändler in allen Bereichen. Gemeinsam mit unseren Partnern möchten wir uns weiterentwickeln und wachsen. Aus diesem Grund begleiten wir unsere Fachhändler gerne und unterstützen sie vor Ort bei ihren Kunden, um die optimalen Lösungen im Interesse des Kunden zu finden.

Vor zwei Jahren haben Sie das digitale Tool SmartMonitoring ins Leben gerufen. Wie wird es in der Praxis angenommen?

Für die Überwachung und die Wartung gewerblicher Kühl- und Gefriergeräte entstehen durch intelligente Vernetzungslösungen neue Möglichkeiten für professionelle Nutzer. Denn, wenn ein Kühlgerät ausfällt, kann dies hohen wirtschaftlichen Schaden verursachen. Über das SmartMonitoring- Dashboard erfassen und speichern Kunden Temperaturen, Alarmmeldungen und Betriebsdaten der Geräte. Konkret verschaffen digitale Angebote mehr Sicherheit und Komfort, da die Kunden künftig von überall auf ihre Gerätedaten zugreifen können. Das spart nicht nur Zeit, sondern auch Geld. 

Wie geht Liebherr innerhalb des eigenen Unternehmens mit der Digitalisierung um?

Liebherr-Hausgeräte Vertriebs- und Service Deutschland plant den Umzug in ein Büro im Science-Park in Ulm. Dies wird ebenfalls das Zentrum für unsere Unternehmungen im Bereich Digitalisierung. Die Fertigstellung der Niederlassung ist für das zweite Halbjahr 2020 geplant. Durch die Ansiedlung in Ulm und die Nähe zu Universitäten und Hochschulen haben wir die Möglichkeit, zukunftsweisende Kooperationen einzugehen, die einen wichtigen Baustein darstellen, um Talente als Mitarbeiter für die digitale Zukunft zu gewinnen. In interdisziplinären und internationalen Teams mit Software Know-how aus den Bereichen eBusiness, IT, UX und Digitaler Entwicklung arbeiten wir in innovativen Projekten daran, ein Vernetzungs-Ecosystem für Kühl- und Gefriergeräte unserer Geschäftsbereiche zu schaffen und neuartige Geschäftsmodelle zu etablieren.

Wie setzt Liebherr sich mit den weiteren wichtigen Branchenthemen Ergonomie und Fachkräftemangel bei seiner Kühltechnik um?

Das Thema Ergonomie wird bei uns im Hause großgeschrieben. Wir waren eines der ersten Unternehmen, das eine Türöffnung mit einem Fußpedal auf den Markt brachte. Eine einfache Komponente, jedoch im täglichen Einsatz eine große Unterstützung und Erleichterung im Arbeitsalltag. Solche Themen beschäftigen uns und wir versuchen, die Probleme unserer Kunden aufzunehmen und in Lösungen umzusetzen. Als Hersteller können wir nur versuchen, unsere Produkte ständig zu verbessern, um die Fachkräfte in ihrer täglichen Arbeit zu entlasten und für sie Freiräume für andere Aufgaben zu schaffen.

Ein Blick in die Zukunft: Was planen Sie in puncto Kühltechnik in den nächsten Jahren?

Ständige Investitionen in Forschung und Entwicklung spielen für unsere langfristige Vision und Strategie eine wichtige Rolle. Sie geben uns die Möglichkeit, das Thema Nachhaltigkeit mit einer Kühltechnik umzusetzen, die noch weniger Energie benötigt als heute und mit Materialien, die recyclingfähig sind. Hinzu kommen Anstrengungen, ein größeres Lagervolumen auf geringer Fläche zu ermöglichen, um den kleineren Produktionsflächen gerecht zu werden. Dabei werden wir am unverwechselbaren Liebherr-Design festhalten und die Kundenwünsche immer im Fokus behalten.

 

Das Interview erschien zuerst in Trendkompass 3-2020.


Die Geschäftsfelder von Liebherr

Kühlen & Gefrieren; Baumaschinen; Mining; Mobil- und Raupenkrane; Umschlagtechnik; Maritime Krane; Aerospace und Verkehrstechnik; Verzahntechnik und Automation; Komponenten; Hotels

 

FACTS

- Im Jahr 1949 entwickelt Hans Liebherr gemeinsam mit Konstrukteuren und Handwerkern den ersten mobilen Turmdrehkran und legt damit den Grundstein des Unternehmens

- 1952 bis 1954 kommt es zu Erweiterungen im Produktprogramm, darunter 1954 das Segment Kühlen und Gefrieren, zunächst im Haushaltbereich

- Heute führt die zweite und dritte Generation der Familie Liebherr die Firmengruppe, die in verschiedenen Geschäftsfeldern tätig ist – darunter fallen auch sechs Hotels in Irland, Österreich und Deutschland

- 2018 überschritt das Unternehmen beim Umsatz erstmalig in seiner Geschichte die Grenze von zehn Milliarden Euro

www.liebherr.com


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