Reportage & Interview | 25.04.2018

„Für uns ist 2018 ein Strategiejahr“

Fotostrecke Seit Januar 2018 ist Stefan Ackermann Alleingesellschafter des Unternehmens / Foto: Ackermann Spülmaschinen

Seit Mitte 2017 standen bei Bobeck Gastrotec, Anbieter gewerblicher Spülmaschinen, die Zeichen auf Veränderung. Seit dem 1. Januar 2018 ist (fast) alles anders: Neuer Standort am Bodensee, neue Köpfe und eine strategische Neuausrichtung mit neuem Namen. Hinter den konzeptionellen Überlegungen steckt ein bekanntes Gesicht: Stefan Ackermann, der neue Alleingesellschafter.

 

Herr Ackermann, Sie haben Anfang des Jahres Bobeck Gastrotec übernommen. Wie kam es zu diesem Schritt?

 

Das Unternehmen Bobeck Gastrotec wurde Ende 2003 von Manfred Bobeck und mir gegründet, mit dem Ziel, dem Fachhandel hochwertige gewerbliche Spülmaschinen und Zubehör wie Wasseraufbereitung und Chemie zu einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis zu bieten. Damit wollten wir dem Fachhandel eine Alternative zu den Premiumprodukten offerieren, die es damals auf dem Markt gab. Im Laufe der vergangenen 14 Jahre haben wir uns deutschlandweit etabliert und ein beachtliches Serviceund Händlernetz aufgebaut. Wir haben uns ständig nach vorne entwickelt, haben gute Umsätze erzielt und auch die Ertragssituation der Firma auf gesunde Beine gestellt. Wir haben immer versucht, Erträge,die wir erzielt haben, in den Markt zurückzugeben. Manfred Bobeck hat dann im Sommer letzten Jahres zu verstehen gegeben, dass er altersbedingt aufhören möchte. Wir hatten beide Anteile an der Firma und es stellte sich die Frage, ob wir das Unternehmen veräußern oder ob ich das Unternehmen alleine weiterführe. Für mich war klar: Wenn ich das Unternehmen alleine führe, dann so, wie ich es mir vorstelle …

 

… was Sie dann in die Tat umgesetzt haben.

Nach reichlich Überlegung habe ich mich dazu entschlossen, diesen Weg zu gehen – nach meinen Vorstellungen und Wünschen. Ich habe dann die Anteile von Manfred Bobeck übernommen und mit der Neuausrichtung begonnen. Die Bobeck Gastrotec GmbH war in der bisherigen Form am Limit, sowohl personell als auch was die Räumlichkeiten anbelangte. Wir konnten beispielsweise an unserem alten Standortin Langenargen keine Schulungen durchführen, in der Logistik gab es Potenzial zur Optimierung und ich selbst war zu stark im operativen Geschäft eingebunden. Ich wollte das Unternehmen auf breite Schultern stellen und nach außen hin auch als Unternehmen darstellen. Mit einem neuen Firmensitz und mehr Mitarbeitern, die sich mit den betrieblichen Aufgaben befassen, so dass ich mich wieder mehr der strategischen Ausrichtung widmen kann. Jetzt haben wir hier in Baindt ein Gebäude mit einem großen Lager und modernen Schulungsräumen. Wir haben viele neue Mitarbeiter und sind bereit für weiteres Wachstum.

 

Was beinhaltete Ihre Vision darüber hinaus?

Ich wollte mich mit dem Unternehmen noch stärker zum Fachhandel bekennen, ein klares Signal an den Fachhandel aussenden. Und möchte mich zu Beginn dem Service widmen. Wir haben hier an unserem neuen Standort einen Schulungsraum für die Theorie und einen für die Praxis, wo wir den Technikern unsere Maschinen im Detail erklären können. Die erste Schulung hat bereits in unseren neuen Räumen stattgefunden. Die nächsten drei sind ebenfalls ausgebucht. Des Weiteren möchte ich eine stärkere Präsenz der Marke Ackermann in unserem Hausgebiet erreichen. Auch deshalb habe ich zwei Servicetechniker eingestellt. Geht mit Ihren Zielen, sich strategisch neu aufzustellen, zu präsentieren, auch die Namensänderung einher? Ehrlich gesagt, hatte ich das anfangs noch nicht in Erwägung gezogen. Aber der Namenswechsel ist natürlich eins der starken Mittel, um Veränderung zum Ausdruck zu bringen. Unsere externen Berater haben mich darin bestärkt, keine halben Sachen zu machen und dem Unternehmen komplett meinen Stempel aufzudrücken — und dies dann auch konsequent nach außen zu kommunizieren. Ein anderer Grund war, dass meine Familie sehr stark im Unternehmen eingebunden ist. Meine Frau leitet das Rechnungswesen und auch mein Sohn, der mich in der ganzen Wechselphase tatkräftig unterstützte, zeigt hohes Interesse an der Firma und an der Branche. Ich habe auch noch eine Tochter und somit besteht die Chance, dass eine weitere Generation bereit steht, die das Unternehmen einmal übernimmt. An den Produkten dagegen soll sich nichts ändern, auch nicht die Möglichkeit der direkten Kommunikation mit den Verantwortlichen hier im Unternehmen oder mir. Wir wollten viel beibehalten, wie zum Beispiel unsere Biene – diese haben wir nun auch im Logo.

 

Die Biene war vorher nicht so transparent, wie sie es nun ist.

Die Biene steht für das Miteinander von Neuanfang und Tradition. Sie hat schon seit 2008 unsere Geräte geziert. Mit der strategischen Neuausrichtung haben wir uns entschlossen, sie noch stärker in den Fokus zu rücken und in das Logo zu integrieren. Dazu haben wir einen neuen Slogan entwickelt: emsig, sympathisch, kompetent. Das ist unser Markenversprechen auf den Punkt gebracht. Neben unseren Idealen soll die Biene aber auch zeigen, dass sich nicht alles bei uns ändert.

 

Sind Mitarbeiter vom alten Standort mitgekommen? Wie gestaltete sich die Suche nach Ihrer aktuellen Mannschaft zu Zeiten des Fachkräftemangels?

Ein Teil hat uns hier am neuen Standort zu Beginn unterstützt, die neuen Mitarbeiter eingearbeitet und dann wie Herr Bobeck altersbedingt ebenfalls aufgehört. Nach der aktuellen Mannschaft habe ich ohne Annonce Ausschau gehalten. Ich habe versucht, nur durch vorhandene Kontakte, Vernetzungen innerhalb der Branche, mein Team zusammenzustellen. Ich bin auf sie zugegangen. Bei persönlichen Gesprächen habe ich ihnen meine Vision und meine Ziele erläutert sowie verständlich gemacht, dass das Unternehmen auf einer soliden Basis steht. Darauf habe ich nur positive Resonanzen erhalten. Jeder hat sich von dieser Begeisterung anstecken lassen. So habe ich zum Beispiel schnell David Radermacher für den Vertrieb und Alexander Mayer für die Logistik gewinnen können. Mittlerweile haben wir neun Mitarbeiter und der zehnte kommt demnächst hinzu. Ein Teil der neuen Mannschaft hat auch schon motiviert beim Umzug mitgeholfen und ist konsequent dabei.

 

Sie sind umgezogen, haben ein neues Team. Was ist 2018 noch geplant? 

Für uns ist 2018 ein Strategiejahr mit der Konzentration auf den Service. Wir möchten, dass die Maschinen, die wir verkaufen, und jede Maschine, die bereits im Markt ist, einen kompetenten und schnellen Service von unseren geschulten Partnern erhält. Unser Ziel ist es, in diesem Jahr so viele Partner wie möglich zu schulen und die letzten weißen Flecken auf der Deutschlandkarte zu entfernen. Wir wollen ein flächendeckendes Servicenetz aufbauen und unsere Partner im Fachhandel so schulen, dass sie als Stützpunkt und autorisierter Fachhandel für Ackermann Spülmaschinen tätig werden können.

 

Mit wie vielen Partnern arbeiten Sie aktuell zusammen?

Es sind um die 100 Partner. Davon haben wir ungefähr zehn, die in das Schema Stützpunktpartner passen. Das heißt, sie haben auch Ersatzteile sowie Zubehör von uns gelagert und wurden von uns geschult. Rund 25 bis 30 Partner von uns bieten einen autorisierten Service an unseren Maschinen an, weil sie von uns geschult wurden. Ich will langfristig nur noch mit Stützpunktpartnern oder mit autorisierten, das heißt von uns intensiv geschulten, Servicepartnern arbeiten. Was muss ein Stützpunktpartner mitbringen, damit er bei Ihnen diesen Status erhält? Er sollte mindestens zwei Servicetechniker haben und einen Wochenenddienst anbieten können. Darüber hinaus sollte er Fahrzeuge haben, auf denen sich als eindeutige Bekennung unser Logo befindet und er sollte die Ersatzteile und Chemie von uns mit sich führen. Weiteres Kriterium: Er muss sich regelmäßig von uns schulen lassen. Wir sehen unsere Stützpunktpartner als verlängerten Arm, dem wir blind vertrauen können.

 

Darf ein Stützpunktpartner dabei einen weiteren Spülmaschinenhersteller in seinem Portfolio neben Ihnen haben?

Je größer ein Fachhändler ist, desto mehr lebt er von den großen Marken und ist weniger unser Partner. Es sind eher die kleineren und mittleren Fachhändler, die nach einer Hausmarke bestrebt sind und die unabhängig sein wollen. Diese Fachhändler suchen nach Unternehmen, die zu ihnen passen — von der Philosophie, Größe, Mitarbeiteranzahl etc. Sie suchen nach einer fairen Partnerschaft. Das können wir bieten — dazu ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis ohne Verkaufsdruck.

 

Wo produzieren Sie Ihre Produkte?

Wir lassen in Italien produzieren. Der Hersteller ist einer der größten Produzenten in Europa. Er hat sich auf die OEM- Produktion von Spülmaschinen – von günstig bis Premium – spezialisiert. Wir können aus mehreren Linien und verschiedenen Applikationenwählen sowie eigene Wünsche einbringen: eigenes Design, eigene Komponenten oder auch eigene Software. Qualität und kontinuierliche Verbesserungen, die auch durch uns angestoßen werden, fließen in die Maschinen ein. Das heißt, Sie haben Einfluss auf Ihre Maschinen? Ja, natürlich — und mehr als das. Unser Partner in Italien setzt ständig Verbesserungen um, die wir angeregt haben. Kundendiensteinsätze und Kundenfeedbacks sammeln und dokumentieren wir regelmäßig und geben diese an ihn weiter. Ein eigens dafür eingestellter Qualitätsmanager arbeitet diese Berichte konsequent ab. Nicht zuletzt deshalb haben unsere Produkte ihr anerkanntes hohes Qualitätsniveau erreicht. Und unser Partner profitiert dabei für seine eigene Produktion mit. 

 

Fertigt ihr Partner nur die Maschinen oder auch die Sondermöbel, welche Sie anbieten?

In Italien werden nur die reinen Maschinen gefertigt. Darauf ist unser Partner spezialisiert. Die Sondermöbel wie Tische und Edelstahlunterbauten sowie auch weiteres Zubehör, zum Beispiel die Gläserspülkörbe, werden hier in Deutschland gefertigt. Es war schon immer unser Bestreben, das ganze Umfeld der Maschinen selbst zu konstruieren, entsprechend den Bedürfnissen unserer Kunden. 

 

Inwieweit fließt in Ihre Produkte das Thema Ergonomie ein?

Es gibt Überlegungen bei den Haubenspülmaschinen in puncto automatischer Haubenöffnung. Das ist in Skandinavien schon längst gang und gäbe. Darüber hinaus konstruieren wir für Kunden individuelle ergonomische Lösungen rund um die Maschinen. 

 

Setzen Sie sich auch mit dem Thema Digitalisierung auseinander?

Die Digitalisierung ist für uns kein Selbstzweck. Das Feedback aus dem Markt bestätigt uns. Bei der aktuellen Serie 2018 haben wir die Forderung formuliert, dass man die Software über ein externes Ladegerät updaten kann. Die Resonanz unserer Servicepartner war sehr bescheiden. Wir machen vielmehr die Erfahrung, dass die Fachhändler, die unsere Maschinen im Markt platzieren, sagen: Lasst die Geräte in der Handhabung einfach und flexibel in der Programmierung. Wir müssen nicht mehr haben. In der Werbung mag es gut aussehen, wenn der Chef einer Großküche am Laptop sitzt und die Geräte überwacht. Letztendlich sitzt aber ein Spüler an der Maschine, der sie bedienen können muss. Jeder digitale Service, den wir in Zukunft anbieten, muss sich an diesen Realitäten orientieren. 

 


 

FACTS

 

Ackermann Spülmaschinen ging Anfang des Jahres aus dem Unternehmen Bobeck GastroTec hervor, welches von Stefan Ackermann zusammen mit Manfred Bobeck geführt wurde. Beide waren zuvor bei einem Hersteller gewerblicher Spülmaschinen tätig

 

Stefan Ackermann ist seit 1. Januar 2018 Alleingesellschafter des Unternehmens

 

Einher geht auch der neue Firmensitz in Baindt bei Ravensburg, der logistisch optimal angebunden ist und über eine vergrößerte Lagerfläche sowie ein Schulungszentrum verfügt

 

Auch personell wurde aufgestockt: Fünf neue Mitarbeiter im Vertrieb, Service und Logistik kamen zu Beginn des Jahres hinzu, weitere folgen

 

Das Portfolio umfasst Gläser-, Geschirr-, Hauben- und Gerätespülmaschinen der Einsteigerlinie bluebee und der Premiumausführung goldbee

 

Die gewerblichen Spülmaschinen werden in Italien nach den Wünschen und Verbesserungsvorschlägen des Unternehmens gefertigt, Zubehör wie die Körbe in Deutschland

 

Klare Konzentration 2018 auf den Service und die Schulungen

 

www.ackermann-spuelmaschinen.de

 


 

Das Interview, geführt von Yvonne Ludwig-Alfers, erschien im Trendkompass 4-2018


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